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Deutsche-Jugend-Mehrkampfmeisterschaften 2009

Lage-Bericht
Oder: Ein Energiedrink. Eine Urinprobe. Und ein Kasten Bier.

(cs) Kim Seyfried, Jürgen Schuck und Maximilian Frisch reisten mit der Familie Frisch, in einem Auto, das eigentlich viel zu klein für sieben Leute war, nach Lage in Nordrhein-Westfalen zu den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften. Mit gemischten Gefühlen: Da war das Rekordergebnis von den Bayerischen Meisterschaften, die Stimmung wurde aber vom Ausfall des vierten Mannes Marius Brahm durch eine Trainingsverletzung gedämpft. Die Lage in Lage war ernst, aber nicht aussichtslos. Am Ende übertrafen die Athleten alle Erwartungen, sogar die eigenen, und drangen bis in die Medaillenränge vor.

Die zwei Wettkampftage waren randvoll mir Spannung- besonders beim abschließenden 1500-Meter-Lauf -, heiklen Momenten – wenn es beim Weitsprung mit dem Anlauf kritisch wird -, Teamgeist – eine Mannschaft hält zusammen- , und grenzenloser Freude. Ich glaube ich habe noch nie jemanden so jubeln sehen wie Maxi und Jürgen bei der Siegerehrung.

Max– klein aber oho. Maximilian Frisch ließ nach durchwachsenen Leistungen in den ersten Disziplinen 100m, Weitsprung und Kugelstoßen den ‚Knoten platzen‘ und steigerte seine persönliche Bestleistung im Hochsprung um ganze 9 cm auf 1,63 m. Die Serie setzte er am zweiten Wettkampftag mit weiteren Bestleistungen im 110m Hürdenlauf (16.86s) und Stabhochsprung (3,40m) fort. Insgesamt übertraf er damit sein Ergebnis von den Bayerischen Meisterschaften um 135 Punkte.

Jürgen – ein Gögginger kennt keinen Schmerz. Durch eine Fersenprellung im Hochsprung ließ sich Jürgen Schuck nicht beeindrucken und lief in den anschließenden 400m gute 53,88 s. Auch am zweiten Tag konnte er mit seinen Leistungen zufrieden sein, zumal er sich beim Stabhochsprung auf einen härteren Stab umstellen musste. Am Ende  krönte er seinen 10-Kampf mit einer  Bestleistung im  Speerwurf über 52,74 m.

Kim – einfach spitze. Kim Seyfried lief während der zwei Tage in Lage zu Höchstform auf. Gleich zu Beginn des ersten Wettkampftages beeindruckte er die Konkurrenz mit einem Satz über 6,80m im Weitsprung. Der abschließende 400m Lauf in 53,17 (Bestleistung) brachte ihn in der Gesamtwertung auf Platz 5. Kims starke Disziplinen am 2. Tag sind der Stabhochsprung und der Speerwurf. Er wurde allen Erwartungen gerecht: die überflogenen 4,20m (so hoch sprang er noch nie) im Stabhochsprung brachten ihm Platz 4 ein. Mit dem Speer warf er 58,00 m weit und sich damit auf Platz drei. Würde er sich auf dem Treppchen halten können? Konnte er die magische 7000-Punkte Marke knacken? Alles hing vom abschließenden 1500m Lauf ab. Für Hochspannung war gesorgt. Kim musste seinen engsten Konkurrenten Jan Kurr aus Schleswig-Holstein kontrollieren und die starken Läufer, die ihm gefährlich werden konnten nicht zu weit davonziehen lassen.

Auch für die Mannschaft ging es um alles. Das Ziel der Trainer Almuth Brömmel und Knut Stegelmann vor dem 1500-Meter-Lauf: den vierten Platz lassen wir uns nicht nehmen! Unseren Athleten war das natürlich nicht genug. Auf der langen Strecke liefen sie über ihre Grenzen hinaus. Alle liefen einen furiosen Endspurt und damit die drei wichtigsten persönlichen Bestleistungen ihrer bisherigen Laufbahn  (Kim 4:51,19 s, Jürgen 5:05,02 s, Maximilian 4:49,31 s).

Kims Erschöpfung schlug schlagartig in Euphorie um: 7049 Punkte, neuer Schwäbischer Rekord, Bronzemedaille und damit einer der besten jugendlichen Zehnkämpfer Deutschlands.

Die größte Überraschung wartete bei der Siegerehrung der Mannschaften: „Den dritten Platz erreichte die Mannschaft des TSV Gö …“ ich höre nur noch Max und Jürgen, die total aus dem Häuschen sind und es gar nicht fassen können: Platz 3 in Deutschland! Nebenbei  mit 18.588 Punkten einen neuen bayerischen Rekord.

Von der Siegerehrung bekam Kim allerdings nicht besonders viel mit, ihm kam die Dopingkontrolle dazwischen. Was? Doping, das betrifft doch nur Radfahrer und überhaupt werden doch nur Erwachsene kontrolliert. Pustekuchen! Kim hatte bei seinem 10-Kampf in Lage die erste Dopingkontrolle seines Lebens. Naja, wer so gut ist erregt schon mal Verdacht. Aber keine Angst, der Kim ist sauber, der macht das alles mit hartem Training, starkem Willen und literweise Energiedrink (der trotz Frau Brömmels Warnung nicht auf der Dopingliste steht, oder zumindest im Schnelltest nicht nachweisbar ist.) Trotzdem war der Kim so nervös - die zwei Flaschen Cola, die Anstrengung kurz zuvor - dass die Prozedur demensprechend lange dauerte. Während Maxi und Jürgen noch auf dem Podest über ihren dritten Platz in der Mannschaftswertung jubelten hatte Kim noch in einer elften und letzten Disziplin seinen Mann zu stehen. Alles unter den strengen Augen des Dopingkontrolleurs. Dabei wäre er schon tatkräftig unterstützt worden (Chris: „Also ich könnte ihm aushelfen.“), aber leider durfte niemand zu ihm. Die Siegerfotos waren gemacht, wobei eine große Lücke an der Stelle des Drittplatzierten endstanden war, der Platzwart hatte bereits die Lichter gelöscht, da stand die Mannschaft des TSV Göggingen – Athleten, Trainer, Journalisten, mentale Unterstützer – noch immer vor der verschlossenen Tür mit der Aufschrift Dopingkontrolle.

Zum Glück erklärten sich die beiden anderen Medaillengewinner bereit am darauffolgenden Vormittag das Siegerfoto inoffiziell und im kleinen Kreis nachzuholen. Drei strahlende Gewinner. Herzlichen Glückwunsch!!!

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